Pressemitteilung -
„Nessie“ hat zwei neue Seekabel zwischen dem Festland und Föhr verlegt
SH Netz modernisiert Stromversorgung für die Insulaner
Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) hat in den letzten drei Wochen zwei neue Seekabel zwischen dem Festland bei Emmelsbüll-Horsbüll und Föhr verlegt. Die alten Seekabel aus den 50-er und 60-er Jahren werden altersbedingt ersetzt.
„Die neuen Seekabel sind leistungsstärker, damit wir auch in Zukunft einen steigenden Strombedarf auf Föhr sowie mehr Einspeisung von regenerativ erzeugtem Strom abbilden können. Schließlich sollen die neuen Seekabel wieder viele Jahrzehnte ihren Dienst verrichten“, sagt Marius Bruhn, Projektleiter von SH Netz.
Die beiden Seekabel wurden auf dem Seeweg aus dem Werk in England nach Dagebüll transportiert. Dort wurde das erste Seekabel vorletzte Woche und das zweite Seekabel am vorletzten Wochenende auf das Spezialschiff MS Catjan umgespult. Die MS Catjan ist anschließend jeweils mit einem Seekabel bis vor Emmelsbüll-Horsbüll gefahren und hat sich dort neben der „Nessie“ im Watt trockenfallen lassen.
Damit ist nicht das Seeungeheuer aus Schottland gemeint, sondern ein 18 Meter langes, über zehn Meter breites, 25 Tonnen schweres und mit einem 1.214 PS starkem Motor ausgerüstetes Raupenfahrzeug des Typs Nessie V. Ausgestattet mit einem Vibrations-Pflugschwert kam Nessie für SH Netz im Wattenmeer zum Einsatz, um die neuen Seekabel zwischen dem Festland und Föhr rund 1,5 Meter tief ins Watt mit einem Vibrationspflug „einzurütteln“.
Nach dem Einziehen der Seekabel in das jeweilige Lehrrohr vom Watt vor das Umspannwerk bei Emmelsbüll-Horsbüll, das bei Niedrigwasser erfolgen musste, hat Nessie jeweils die ersten 600 Meter Seekabel ins Watt eingepflügt. Danach fuhr Nessie tagsüber bei Ebbe und bei Flut, wobei sie bei Flut mehr Auftrieb hat. Die Fahrgeschwindigkeit betrug ca. 500 bis 1.000 Meter die Stunde. Der Einzug der Seekabel vom Watt auf die Insel Föhr erfolgte dann letztes Wochenende wiederum bei Niedrigwasser.
„Durch die drei Meter breiten Antriebsketten mit einer Auflagefläche von über 40 Quadratmetern fällt die Bodenbelastung pro Quadratzentimeter von Nessie geringer aus als bei einem durchs Watt spazierenden Erwachsenen“ erklärt Marius Bruhn. Mit diesem Verlegeverfahren wird der Umwelteingriff so gering wie möglich gehalten.
„Im UNSECO-Weltnaturerbe Wattenmeer herrschen strenge Umwelt- und Naturschutzvorgaben, die uns die Arbeiten aufgrund von Brutzeiten nur von Mitte April bis Ende September erlauben. Daher fanden bereits im letzten Sommer die vier Bohrungen für die Schutzrohre vom Wattenmeer aufs Festland beziehungsweise auf Föhr statt, in die in diesem Sommer die Seekabel eingezogen worden sind“, erläutert Marius Bruhn weiter. Die Firma GFN hat als Umweltbaubegleitung alle Arbeiten begleitet.
Bis Ende August führen Spezialisten von SH Netz noch unter höchster Präzision und Sauberkeit die sogenannten Muffenmontagen durch – also die Verbindung der Seekabel an die Landkabel. Nach mehreren Tests und Messungen werden die neuen Seekabel dieses Jahr noch in Betrieb gehen.
SH Netz investiert insgesamt 23 Millionen Euro in die Verlegung der drei neuen Seekabel zwischen dem Festland und Föhr sowie zwischen den Halligen Oland und Langeneß.
Technischer Hintergrund
Bohrungen:
Ort | Länge in Metern | Dauer der Bohrung | Dauer Einzug Schutzrohr |
Föhr 1 | 520 | 26.-30.06. | Ca. 6 Stunden, 30.06.2023 |
Föhr 2 | 520 | 10.-15.07. | Ca. 6 Stunden, 15.07.2023 |
Festland 1 | Ca. 950 | 14.-19.08. | Ca. 14 Stunden, 19.08.2023 |
Festland 2 | Ca. 950 | 28.08.-2.9. | Ca. 14 Stunden, 02.09.2023 |
Seekabel:
Die beiden neuen 20.000-Volt-Seekabel sind jeweils rund 9,5 Kilometer lang, haben ein Gesamtgewicht von über 260 Tonnen und verbinden das Festland mit der Insel Föhr. Die Seekabel werden auf dem Festland und auf der Insel an ein Umspannwerk angeschlossen, das den Strom jeweils an die angeschlossenen Kunden weiterverteilt. Über ein drittes Seekabel zwischen dem Festland und Föhr ist Föhr auch im Falle einer Störung auf einem Seekabel über die anderen beiden versorgt.
Hersteller | JDR / England |
Länge | Ca. 9,5 Kilometer |
Durchmesser | 145 Millimeter |
Gewicht | 28 Kilogramm/Meter |
Einspültiefe | Ca. 1,5 Meter |
Spannungsebene | 20.000 Volt Mittelspannung |
Im Vergleich zu einem auf dem Festland verlegten Mittelspannungskabel werden bei einem Seekabel die drei Adern der Leitung unter einem gemeinsamen Außenmantel gebündelt. Auf dem Festland werden die drei Adern einzeln nebeneinander verlegt. Das Seekabel hat in der Regel außerdem eine zusätzliche Bewehrung, die das Kabel vor mechanischen Beschädigungen und vor den Einwirkungen durch die Strömung im Wattenmeer schützt. Sie besteht aus Stahldrähten, die zusätzlich zu der Schutzfunktion das Kabel rund machen. In den Seekabeln ist eine zusätzliche Fernmeldeleitung zur Datenübertragung eingebracht. Diese wird benötigt, um die Umspannwerke auf dem Festland und auf Föhr zu überwachen und von der zentralen Netzleitstelle von SH Netz in Rendsburg aus zu schalten.
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