Direkt zum Inhalt springen
SH Netz auf der Podiumsdiskussion „Zukunft Windkraft in Eiderstedt“ am 23. Februar 2023

Pressemitteilung -

SH Netz auf der Podiumsdiskussion „Zukunft Windkraft in Eiderstedt“ am 23. Februar 2023

Kernaussagen von Peter Gruchala, Abteilungsleiter Netzentwicklung

Peter Gruchala, Abteilungsleiter Netzentwicklung bei Schleswig-Holstein Netz (SH Netz) hat am 23. Februar 2023 an der Podiumsdiskussion „Zukunft Windkraft in Eiderstedt“ in der Dreilandenhalle in Garding teilgenommen. Seine Kernaussagen waren:

  • Beim Anschluss von Erneuerbaren-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) ist die Agenda der Bundesregierung und auch die der Landesregierung Schleswig-Holsteins sehr ambitioniert: So will die Landesregierung bis 2030 insgesamt 30.000 Megawatt (MW) Grünstrom am Netz haben – also rund 20.000 MW mehr als heute oder umgerechnet fast 3.000 MW Leistung zusätzlich jedes Jahr. Das ist eine Herkulesaufgabe, die wir nur schaffen können, wenn die EE-Anlagen nicht nur errichtet werden, sondern der Strom auch über unsere Netze abtransportiert werden kann.
  • Für die erwarteten 5.000 MW aus Windkraft können wir als Netzbetreiber großenteils schon heute planen, weil es die Windeignungsgebiete gibt. Doch für die erwarteten 15.000 MW Photovoltaik (PV) wissen wir heute in der Regel noch nicht, wann und auf welchen Flächen die dafür nötigen, großen Freilandanlagen gebaut werden sollen. Das Problem: Als Netzbetreiber müssen wir uns aber schon Jahre vorher um den Bau der nötigen Netzinfrastruktur Netze kümmern, ohne dass es dafür heute eine Planungsbasis gibt.
  • Mir ist wichtig zu betonen, dass wir als Netzbetreiber gesetzlich und regulatorisch keinen „Vorratsnetzausbau“ tätigen dürfen. Wir benötigen immer Anmeldungen mit einer ausreichenden Verbindlichkeit bzw. Planungstiefe, um umfangreiche Netzbaumaßnahmen mit den entsprechenden Investitionsvolumen im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich anzustoßen. Denn letztendlich tragen diese Kosten alle Endkunden durch die Netzentgelte über ihren Strompreis.
  • Die Hochspannungsleitung Heide-Heide/West-Strübbel haben wir von 2018-2021 ertüchtigt und die Übertragungsfähigkeit der Leitung dabei um das 14-fache erhöht. Die Planungen für diesen sogenannten Ersatzneubau haben 2013 begonnen. Wir gehen davon aus, dass ein Ersatzneubau des ‚Eiderstedter Rings‘ mit einem ähnlichen Trassenverlauf wie heute mindestens acht Jahre dauern und Investitionen im dreistelligen Millionenbereich erforderlichen machen würde. Die neue Leitung würde aller Voraussicht nach ebenso aussehen und dimensioniert werden.
  • Der ‚Eiderstedter Ring‘ hat – Stand Februar 2023 – unter Berücksichtigung aller verbindlicher Planungen eine Auslastung von 538 Ampere bei möglichen 547 Ampere. Dies entspricht – bei einer schwarz-weiß Lehrbuch-Berechnung - circa 2 MW Reserve. Dementsprechend ist nach aktuellem Stand das Netz ausreichend.
  • Für den ‚Eiderstedter Ring‘ liegen uns zwar noch nicht verbindliche Anfragen für EE-Anlagen vor, die einen Netzausbau erforderlich machen würden. Diese besitzen jedoch aktuell keine ausreichende Verbindlichkeit bzw. Planungstiefe, um eine derart umfangreiche Netzausbaumaßnahme auszulösen. EE-Projekte werden teilweise an verschiedenen Standorten im ganzen Land angemeldet, werden aber letztendlich gar nicht oder nur an einem Standort umgesetzt. Daher haben wir eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung, Netzausbau nur nach Anmeldungen mit einer gewissen Verbindlichkeit anzustoßen.
  • ABER: Um mit dem vorhandenen Hochspannungsnetz dennoch möglichst viele EE-Anlagen anschließen zu können, weichen wir von der schwarz-weiß Lehrbuch-Berechnung ab und nutzen einerseits die innovativen Technologien Freileitungsmonitoring (FLM) und Auslastungsmonitoring (ALM) und berücksichtigen andererseits den Gleichzeitigkeitsfaktor:
  • FLM: Gerade zu Zeiten von hohem Übertragungsbedarf durch starke Windenergieeinspeisung herrscht naturgemäß auch viel kühlender Wind. So kann durch FLM die Strombelastbarkeit von Freileitungen in Küstennähe um bis zu 50 % erhöht werden. Statt der Annahme eines Normklimas wird beim Freileitungsmonitoring die Betriebstemperatur entweder direkt gemessen, oder die Kühlwirkung des Wetters wird entlang der Trasse anhand realer Klimadaten modelliert. Freileitungsmonitoring wird besonders auf bestehenden Trassen eingesetzt und kann deren nutzbare Übertragungskapazität um bis zu 50 % der Nennleistung erhöhen.
  • ALM: SH Netz nutzt die deutschlandweit einzigartige ALM-Technologie, um bisher ungenutzte Reserven im Hochspannungsnetz in den Regelbetrieb zu integrieren. Der Einsatz im ‚Eiderstedter Ring‘ wird aktuell analysiert. Auf diese Weise können bis zu 50 Prozent gesteigerte Übertragungskapazitäten für Erneuerbare Energien bereitgestellt werden – vergleichbar mit einer Autobahn, auf der zu Spitzenzeiten auch der Seitenstreifen befahren werden darf.
  • Netze werden in der Regel so ausgelegt, dass alle Stromabnehmer bzw. alle Stromeinspeiser gleichzeitig ihre maximale Leistung abrufen bzw. liefern können. In Schleswig-Holstein kann dieser Gleichzeitigkeitsfaktor für Wind und PV geringer angesetzt werden, da in der Regel bei Sturm nicht die Sonne scheint und umgekehrt. Dementsprechend können unter bestimmten Voraussetzungen auf Eiderstedt mehr EE-Anlagen angeschlossen werden, auch wenn das Netz streng planerisch voll ausgelastet ist.
  • Dementsprechend können nach überschlägigen Berechnungen zwischen Strübbel und Husum aufgrund des Gleichzeitigkeitsfaktors und des Freileitungsmonitorings, da bislang fast ausschließlich Windkraftanlagen angeschlossen sind, noch etwa 30 MWp PV ans Netz angeschlossen werden.
  • Bei 0 MW zusätzlichen PV-Anlagen können aufgrund der Windkühlung etwa 50 MW Wind angeschlossen werden.
  • Wenn diese Leistung tatsächlich umgesetzt wird, würden wir den Netzausbau anstoßen.
  • Hinzu kommt, dass netzplanerisch noch eine gewisse Reserve für kleinere Projekte in der Mittelspannungseben berücksichtigt wird, damit auch kleine PV-Dachanlagen noch ihren Platz im Netz finden.
  • Betrachtet man die reine Stromabnahme auf Eiderstedt, kann das bestehende Hochspannungsnetz auch steigende Bedarfe durch beispielsweise Tourismus inklusive des Baus weiterer Hotels sowie durch mehr Wärmepumpen und mehr Elektromobilität ohne Probleme abdecken. Gegebenenfalls würde SH Netz neue Mittelspannungskabel und/oder neue Ortsnetzstationen errichtet. In konkreten Zahlen liegt die Last auf Eiderstedt aktuell bei 10-15 Megawatt, bis ca. 60 Megawatt (entspricht der Last einer Stadt wie Flensburg) können über das bestehende Netz geliefert werden.

Schematische Darstellung der Hochspannungsleitungen von SH Netz sowie der Westküstenleitung von TenneT rund um die Halbinsel Eiderstedt.

Kategorien


Die HanseWerk-Gruppe

Mehr als 3 Millionen Kunden in Norddeutschland beziehen Strom, Gas oder Wärme direkt oder indirekt über die von der HanseWerk-Gruppe und ihren Tochtergesellschaften betriebenen Energienetze. Darüber hinaus bietet das Unternehmen seinen Partnern und Kunden moderne und effiziente Energielösungen mit den Schwerpunkten Netzbetrieb, dezentrale Energieerzeugung oder E-Mobilitätslösungen.

Als Partner der Energiewende hat die HanseWerk-Gruppe in den letzten Jahren mehrere zehntausend Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie an ihre Netze angeschlossen und betreibt parallel dazu etwa 850 Energieumwandlungsanlagen sowie einen Erdgasspeicher. Die HanseWerk-Gruppe ist ein großer Ausbildungsbetrieb im Norden und engagiert sich in vielen Forschungsprojekten zur Energiewende, wie zum Beispiel im Norddeutschen Reallabor. Bis 2030 wird die HanseWerk-Gruppe klimaneutral sein: Dazu werden ihre insgesamt 47 Standorte, die mehrere hundert Fahrzeuge umfassende Flotte, der Strom- und Gasnetzbetrieb sowie die Wärme- und Stromerzeugung bis 2030 klimaneutral gestellt.

Über die Beteiligung der elf schleswig-holsteinischen Kreise sowie mehr als 450 Kommunen sind die Unternehmen der HanseWerk-Gruppe regional sehr stark verwurzelt und unterstützen eine Vielzahl sozialer und kultureller Projekte, wie das Schleswig-Holstein Musik Festival, das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt und den Schleswig-Holstein Netz Cup auf dem Nord-Ostsee-Kanal.


Die Schleswig-Holstein Netz AG

Die Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) betreibt für rund 2,8 Millionen direkt oder indirekt angeschlossene Kunden Strom- und Gasleitungen in mehr als 900 Kommunen in Schleswig-Holstein. Über 450 schleswig-holsteinische Kommunen halten Anteile an SH Netz. Sie haben umfangreiche Mitspracherechte und erhalten eine Garantiedividende. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 26 Standorten in Schleswig-Holstein.

SH Netz hat als Partner der Energiewende bereits zehntausende Windräder und Solaranlagen an das Stromnetz angeschlossen. Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen Energielösungen wie Smart-City-Anwendungen und unterstützt den Ausbau der Elektromobilität. SH Netz engagiert sich in Innovationsprojekten für mehr Klimaschutz. Dazu gehören beispielsweise Einspeiseanlagen, mit denen Biogas oder aus Windstrom produzierter Wasserstoff ins Erdgasnetz aufgenommen werden kann, oder staatlich geförderte Forschungsprojekte.

Bis 2030 wird SH Netz klimaneutral sein: Dazu wird sie sämtliche Standorte, ihre mehrere hundert Fahrzeuge umfassende Flotte sowie den Strom- und Gasnetzbetrieb in mehreren Stufen bis 2030 klimaneutral stellen. Außerdem unterstützt das Unternehmen seit vielen Jahren den regionalen Spitzen- und Breitensport in Schleswig-Holstein, zum Beispiel den SH Netz Cup in Rendsburg, das härteste Ruderrennen der Welt.


Kontakt

Ove Struck

Ove Struck

Pressekontakt Leiter Kommunikation / Pressesprecher 0 41 06-6 29 36 78
Christine Hansen

Christine Hansen

Pressekontakt Pressesprecherin 0 41 06-6 29 38 17
Pressepostfach

Pressepostfach

Pressekontakt